
Welche Art „Digitale Transformation“ passt zu ihrem Unternehmen?
Ohne saubere Einordnnung der verschiedenen Arten bekommen sie keine klare Antwort!
Management Überblick
Als Betriebs-Informatiker und Geschäftsführer zweier IT-Unternehmen und einer Unternehmensberatung, kann ich ihnen aus der Erfahrung vieler Change-Projekte mit Sicherheit sagen, dass Initiativen zur Digitalisierung oder zur digitalen Transformation sehr schnell im Chaos enden können, wenn sie nicht richtig angegangen und umgesetzt werden. Die technische Implementation von Soft- und Hardware ist dabei immer das geringste Problem!
Über die digitale Transformation von Organisationen zu sprechen ist jedoch nicht so einfach wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, da sich bis heute weder ein klare, allgemeingültig anerkannte Definition für die „Digitale Transformation“ herauskristallisiert hat, noch dass der Unterschied zum Begriff „Digitalisierung“ klar abgegrenzt dazu verstanden und verwendet wird.
Um ein genauere Vorstellung über das Wesen der „Digitale Transformation“ entwickeln zu können, wollen wir in unserer Whitepaper-Reihe zur digitalen Transformation an dieser Stelle zunächst einmal sowohl die unterschiedlichen Betrachtungsweisen zu den Begriffen darstellen, als auch unser Verständnis davon erläutern.
Wie unterscheidet sich Digitalisierung von „Digitaler Transformation“
Abgesehen davon, dass der Begriff „Digitalisierung“ häufig synonym zu „Digitale Transformation“ verwendet wird, versteht man unter einer „Digitalisierung“ zumeist, die Umwandlung analoger Prozesse in digitale Formate. Sie konzentriert sich dabei auf die Einführung digitaler Technologien und Tools zur Automatisierung und Optimierung von Geschäftsprozessen. Beispiele für Digitalisierungsmaßnahmen sind z.B. die Einführung von Cloud-basierten Systemen, die Automatisierung von Arbeitsabläufen oder die Nutzung von Online-Plattformen zur Kundenkommunikation.
Der Begriff „Digitalisierung“ entspricht vom Wesen her dem, technologischen Verständnis der digitalen Transformation, mit dem Unterschied, dass jede Art und Intensität einer zusätzlichen Nutzung digitaler Technologien als Digitalisierung bezeichnet wird, wohingegen die von Technologie getriebene und häufig durch ein Reifegrad-Modell dargestellte „Digitale Transformation“ eine Zielvorstellung verfolgt, die mit der vollständigen Digitalisierung in einem digitalen Geschäftsmodell endet.
Allgemein kann der Unterschied zwischen den beiden Begriffen wie folgt beschrieben werden:
Die Digitalisierung bezieht sich auf die Umwandlung analoger Prozesse in digitale Formate. Sie umfasst die Einführung digitaler Technologien und Tools zur Automatisierung und Optimierung von Geschäftsprozessen. Beispiele für Digitalisierungsmaßnahmen sind die Einführung von Cloud-basierten Systemen, die Automatisierung von Arbeitsabläufen oder die Nutzung von Online-Plattformen zur Kundenkommunikation.
Die digitale Transformation hingegen geht über die bloße Digitalisierung hinaus und betrifft die grundlegende Veränderung von Organisationsstrukturen und Unternehmenskulturen, die häufig auch eine Überarbeitung der Geschäftsmodelle erfordern. Sie bezieht sich auf die strategische Ausrichtung eines Unternehmens, um in einer digitalen Welt erfolgreich zu sein. Die digitale Transformation erfordert eine tiefgreifende Überarbeitung der Geschäftsstrategie und die Implementierung neuer Technologien, die es ermöglichen, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und neue Kundensegmente zu erschließen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Digitalisierung sich auf die Einführung digitaler Technologien in bestehenden Geschäftsprozessen konzentriert, während die digitale Transformation eine umfassende Veränderung der Unternehmensstrategie und -kultur erfordert, um den Herausforderungen einer digitalen Welt gerecht zu werden.
Die grundlegenden Verständnisse zur Digitaler Transformation
Definition unter dem technischen (durch technologischen Fortschritt getriebenen ) Ansatz
Digitale Transformation als eine, durch den technologischen Fortschritt getriebene andauernde Veränderung der Unternemensprozesse, -strukturen und Geschäftsmodelle. Die Grundannahme hier lautet nach einem Zitat von Timotheus Höttges, dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG:
„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Und alles, was vernetzt werden kann, wird auch vernetzt. Das betrifft Menschen, Maschinen und Produkte gleichermaßen.“
Das technische Verständnis der digitalen Transformation macht, technologiezentriert, die Durchdringung der Didigtaltechnologie in den Unternehmen zum Ausgangspunkt und Ziel allen Denken ud Handelns, das in dessen folge letztendlich zu diditalen Geschäftsmodellen führt bzw. führen muss.
Definition unter dem makroökomischen (Stakeholder getriebenen) Ansatz
Digitale Transformation als Reaktion der Markteilnehmer auf eine Stakeholder getriebene Veränderung von Markstrukturen- und spielregeln die aus einer andauernd veränderten Nutzung digitaler Technologien und der sich daraus ergebenden Touchpoints resultieren.
Der makroökonomischen Verständnis basiert auf vier Grundannahmen:
- Digitale Transformation ist aufgrund der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Weiterentwicklung nicht nur ein Trend, sondern eine Herausforderung der sich kein Marktteilnehmer entziehen kann.
- Digitale Transformation ist unumkehrbar. Nutzer neuer digitaler Produkte und Services werden auf den dadurch erlangten Komfortgewinn nicht mehr verzichten.
- Digitale Transformationsprozesse entwickeln sich im Gleichklang mit dem technologischen Fortschritt immer schneller weiter.
- Digitale Transformation in einer VUCA-Welt ist grundsätzlich mit Unsicherheit behaftet und erfordert ambidextere bzw. „beidhändige“ Unternehmen, die die gegensätzlichen Zielsetzungen einer gleichzeitigen Steigerung von Effizienz und Innovationsfähigkeit in Balance zueinander bringen können.
In diesem Sinne beschreibt das BMWI zwar nicht den Begriff der digitalen Transformation , aber die Bedeutung der Digitalisierung wie folgt:
„Die Digitalisierung steht die umfassende Vernetzung aller Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Fähigkeit, relevante Informationen zu sammeln, zu analysieren und in Handlungen umzusetzen. Die Veränderungen bringen Vorteile und Chancen, aber sie schaffen auch ganz neue Herausforderungen.“
Die makroökonomische Betrachtung sieht nicht mehr die, von den Unternehmen eingesetzte, Technologie als Treiber der digitalen Transformation, sondern die Stakeholder, mit ihren Bedürfnissen und der zu ihrer Deckung genutzten digitalen Geräte, Anwendungen und Services, worauf die die Unternehmen als Markteilnehmer mit passenden Maßnahmen reagieren müssen, Demgegenüber fokussiert der mikroökonomische Ansatz auf Unternehmensstrategien als Treiber der digitalen Veränderungsprozesse und Geschäftsmodelle, mit denen der größtmögliche Stakeholder-Nutzen und damit auch eine maximale Wertsteigerung für das Unternehmen erreicht werden kann.
Definition unter dem mikroökonomischen (Strategie getriebenen) Ansatz
Das sich, nicht nur durch die Nutzung digitaler Technologien, dramatisch verändernde Konsumenten- und Wettbewerberverhalten zwingt die etablierten (analogen) Unternehmen, ihre Strategien sowohl auf ein schwerer berechenbares Konsumentenverhalten, als auch auf eine zunehmende Anzahl von Wettbewerbern mit digitalen Geschäftsmodellen auszurichten.
Strategien zur digitalen Transformation berücksichtigen deshalb folgende, auf sechs Schlüsselbereiche zurückzuführende, Grundannahmen:
- Vernetzung: Digitale Technologien verändern die Art und Weise, wie wir uns mit unseren Stakeholdern verbinden und imit ihnen nteragieren.
- Wettbewerb: Digitale Technologien verändern die Art und Weise, wie wir über Wettbewerb denken müssen.
- Daten: Digitale Technologien haben unsere Welt vielleicht am stärksten durch die Art verändert, wie wir heute über Daten denken und mit ihnen umgehen (müssen).
- Organisation: Digitale Technologien verändern die Art und Weise, wie Strukturen und Prozesse organisiert und jetzt, aus der Sicht der Stakeholder, von außen nach innen gedacht werden.
- Innovation: Digitale Technologien verändern auch die Art und Weise, wie Unternehmen mit Innovation umgehen.
- Werte: Digitale Technologien zwingen uns darüber nachzudenken, wie wir Stakeholder besser verstehen und mit welchen unserer Werte wir (Mehr)Werte für sie schaffen können.
An dieser Betrachtungsweise kann man sehr gut erkennen, dass auch beim mikroökonomischen (strategischen) Ansatz digitale Technologien im Zentrum der Betrachtung stehen, aber, anders als beim technologischen Ansatz, nur Mittel zum Zweck darstellen, um über die Schlüsselbereiche der Strategien optimal kundenzentrierte (digitale) Transformationen realisieren zu können.
Anders als beim technologischen Ansatz ist beim strategischen Ansatz eine Digitalisierung von Prozessen weder notwendige Bedingung, noch wäre die bloße Digitalisierung von Prozessen, durch eine fortschreitende Implementierung digitaler Technologien, hinreichend, um von einer digitalen Transformation zu sprechen. Stakeholder zentriert besteht für sie der Ausgangspunkt und das Ziel des Denkens und Handelns in Organisationen darin, die Bedürfnisse von Stakeholdern mit Hilfe digitaler Technologien bestmöglich zu erkennen und durch die Schaffung von Mehrwerten bestmöglich zu bedienen.
Eine digitale Transformation ist hier also umfassender und beinhaltet dabei, neben der Veränderung von Prozessen, immer auch eine grundlegende Veränderung von Strukturen und der Kultur eines Unternehmens, die auch (aber nicht notwendigerweise) zur Neugestaltung von (digitalen) Geschäftsmodellen führen kann. Der primäre Fokus ist also nicht auf die Einführung neuer Technologien gerichtet, sondern auf eine ganzheitliche Veränderung des Unternehmens, die darauf abzielt, digitale Technologien in allen Bereichen des Unternehmens so einzusetzen, dass auf die Veränderungen im Markt flexibel reagiert und bessere Geschäftsergebnisse erzielt bzw. nachhaltig gesichert werden können – je nach dem ob es sich um Wachstums- oder Sicherungsstrategien handelt.
Ein wesentlicher Unterschied dieses Ansatzes liegt auch darin, dass er sich von der bloßen Kundenorientierung durch eine Kundenzentrierung unterscheidet. Die Kundenzentrierung zwingt Organisationen, anders als die bloße (inside-out praktizierte) Kundenorientierung, Strukturen und Prozesse aus der Sicht der Stakeholder (von außen nach innen gedacht) zu organisieren. Konkret bedeutet das, mit Käufern, Lieferanten und in manchen Fällen sogar mit Wettbewerbern zu kooperieren, sie in die eigenen Wertschöpfungsprozesse zu integrieren und bestehendes Silostrukturen durch agile interdisziplinäre Teambildung zu ersetzen.
Unser Fazit
Die in dem strategischen Ansatz geforderten ganzheitlichen und grundlegenden Veränderungen entsprichen genau unserem systemischen Ansatz im Change-Management, bei dem es immer darum geht, Change-Projekte so zu steuern und umzusetzen, dass das UnternehmensSystem, am Ende jeder Transformation, auf einem neuen Level ins Gleichgewicht gebracht wird.
Wenn sie mehr darüber erfahren wollen, lesen Sie hierzu am besten auch unser Whitepaper „Balanced Digital Transformation„